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Deutsche Sammler setzten sich für Neugestaltung von Zwei-Euro-Gedenkmünze ein

Warum der estnische Wolf nicht nach rechts heulen durfte

Tun Sie es oder tun sie es nicht – diese Frage stellten sich viele-Euro-Sammler, als Italien seine Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünzen für das Jahr 2023 vorstellte und unklar war, ob ein anderes Euro-Land gegen das Thema „100 Jahre Luftstreitkräfte“ sein Veto einlegen würde. Doch tatsächlich gab es keinen Widerspruch. Somit kann das geplante Motiv mit einem Kampfflugzeug geprägt werden und es bleibt im Sammelgebiet der Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünzen vorerst bei zwei Münzmotiven, die vor der Einführung gestoppt wurden: Im Jahr 2015 legte Frankreich sein Veto gegen eine belgische Umlaufgedenkmünze zur Schlacht bei Waterloo ein und 2019 durfte Italien eine geplante Prägung zu seinen Gebirgsjägern nicht veröffentlichen.

Es gibt allerdings ein drittes Motiv einer Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünze, bei der es zu ähnlichen Kontroversen gekommen ist – und bei dem nicht der Einspruch eines anderen Euro-Landes das Motiv zu Fall gebracht hat. Denn gelegentlich fällt auch den Ausgabeländern auf, dass es besser wäre, die ursprüngliche Idee noch einmal zu überdenken - so beispielsweise Estland im Jahr 2021: Die Eesti Pank präsentierte damals den ersten Entwurf ihrer geplanten Zwei-Euro-Sondermünze zu Ehren des Wolfes, der als Nationaltier gilt. Die Münze sollte mit einer Auflage von 988.000 Stück in Rollen sowie 12.000 Exemplaren in Coincards verkauft werden.

Wolf ändert die Blickrichtung: Von rechts nach links

Auf dem ursprünglich geplanten Motiv streckt der Wolf seinen Kopf in charakteristischer Heul-Pose steil nach oben, der Kopf ist nach rechts gerichtet und im Hintergrund war die Silhouette eines Waldes zu sehen. Nachdem in den numismatischen Onlineforen die ersten Rückmeldungen zu diesem Motiv durchweg positiv waren, hatten einzelne Numismatiker jedoch ein folgenreiches Déjà vu: Die Komposition des Bildes war erstaunlich nah an dem Logo der türkischen Faschisten ("Graue Wölfe") angelehnt. 

Mehrere deutsche Münzensammler wendeten sich daraufhin an die Europäische Kommission: "Der Entwurf ist ausdrucksstark, harmonisch und sehr ansprechend und findet nach ersten Äußerungen in Münzsammlerkreisen großen Anklang. Trotzdem bitte ich Sie, zu überprüfen, ob dieser Münzentwurf aus politischen Gründen so realisiert werden sollte", heißt es in einer E-Mail. Sie verwiesen zudem auf den Bericht „Wölfe und Halbmonde: Die Symbolik der „Ülkücü-Bewegung“ des Landesamtes für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg.


Deutsche Münzensammler weisen offizielle Stellen auf Fauxpas hin 

Die Beschwerdeführer aus Deutschland resümierten: "Da aber im gesamten Euroraum viele Menschen leben, die unter den kriminellen Aktionen der besagten Gruppe gelitten haben oder noch immer leiden, halte ich eine Überprüfung der Ausgabe einer Münze mit diesem Motiv unter diesem Gesichtspunkt zumindest für bedenkenswert. Es steht ansonsten zu befürchten, dass diese zukünftige Münze für Zwecke der besagten politischen Gruppe missbraucht werden könnte." 

Bereits vor der Nachricht aus Deutschland hatte Estland seine Entwürfe für die beiden Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünzen für das Jahr 2021 bei der Europäischen Kommission eingereicht. Am 4. Juni wurde dort ein Beschluss gefasst und die Entwürfe wurden veröffentlicht - von Seiten der anderen Euroländer wurden also offenbar keine Bedenken zu den Entwürfen eingereicht. Mitte Juni 2020 reagierte dann auch die Europäische Kommission: "Im Übrigen handelt es sich aus unserer Sicht bei dem estnischen Design um ein klares Naturmotiv. Dagegen handelt es sich bei dem Symbol der Grauen Wölfe in klarer Unterscheidung um ein politisches Motiv, von dem sich das estnische Design in aller Deutlichkeit inhaltlich wie gestalterisch absetzt." 

Motivänderung in letzter Minute

Umso größer war die Überraschung, als einige Monate später, nämlich im Februar 2021, ein angepasster Entwurf für die Wolfs-Münze aus Estland im Amtsblatt der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde. Der Wolf war nun nach links gedreht und seine Haltung sowie der Hintergrund wurden leicht angepasst. 

Es ist nicht sicher belegt, aber durchaus wahrscheinlich, dass der Einspruch aus der deutschen Münzensammler-Gemeinde dazu geführt hat, dass die Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünze aus Estland nicht eins zu eins dem Symbol der "Grauen Wölfe" aus der Türkei nachempfunden ist. In der finalen Fassung ist sie gänzlich unpolitisch - und eine der schönsten Tiermünzen aus dem Euro-Raum.

Fotos: Eesti Pank

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