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25 Jahre Sberatel-Messe in Prag

Hier bin ich Jäger und Sammler, hier darf ich sein


Unter dem Blechdach der großen Messehalle dröhnt es vom Regenschauer, der sich über Prag ergießt. Die Luft in der Halle mit dem rustikalen Charme eines Flugzeughangars ist zum Schneiden dick. Von draußen dringt der Geruch von Bier und Döner herein. Drinnen wuseln tausende Menschen herum. Sie stöbern in Alben, wühlen in Kisten oder fachsimpeln und tauchen die Halle in ein osteuropäisches Sprachenmeer. Die „Sberatel“-Messe ist nicht so bunt wie die World Money Fair, nicht so weltumspannend international wie die „World’s Fair of Money“ und nicht so protzig wie die „Beijing International Coin Expo“, stattdessen ist sie laut und rau und wild - und deshalb vor allem eins: Authentisch.

Und dieses Konzept geht voll auf, wie am 9. und 10. September 2022 im Prager Messezentrum bei der „Sberatel“ wieder einmal deutlich wurde. Die wichtigste osteuropäische Münzenmesse feierte mit über 230 Ausstellern ihren 25. Geburtstag und ist schon längst eine Erfolgsgeschichte. Rund 10.000 Besucher kamen aufs Messegelände PVA Expo Prague und konnten für ein paar Stunden vom Sammler zum Jäger werden. 

Das Mekka für Münzen und Briefmarken in Osteuropa

Die „Sberatel“ hält für deutsche Münzensammler, für die ein Besuch bei der „World Money Fair“ in Berlin bisher zum jährlichen Standardprogramm gehörte, durchaus einige Überraschungen bereit. So liegt der Fokus der Messe auf Münzen und Briefmarken, beide Sammelgebiete sind ungefähr gleich stark vertreten. Diese Koexistenz zweier traditionsreicher Sammelgebiete ist äußerst reizvoll, weil so auch die Numismatiker bei den Philatelisten vorbeischauen und umgekehrt. So können sie sich auch davon überzeugen, dass das jeweils andere Hobby alles andere als tot ist - vor allem in Osteuropa entdecken die Sammler durch Briefmarken und Münzen die Nationalgeschichte ihrer Heimat.

Nicht nur mit dieser intelligenten Mischung aus Special-Interest-Themen und Mainstream-Interessen gehen die Veranstalter der Prager Messe einen eigenen und erfolgreichen Weg. Messe-Direktor Jindrich Jirasek hat sich in den vergangenen zwei Jahren von der Corona-Pandemie nicht beirren lassen und mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept und vielen kleinen organisatorischen Anpassungen dafür gesorgt, dass Sammler auch im Jahr 2020 und 2021 ein Forum hatten – während man anderswo vergeblich digitale Experimente versuchte, setzte Jirasek auf die große Kunst der Improvisation, für die Tschechien so berühmt und beliebt ist. Er blieb dem Analogen treu. Und Besucher sowie Händler danken es ihm mit einer bemerkenswerten Treue, was die konstant hohe Teilnehmerzahl verdeutlicht. 

Prag im Null-Euro-Fieber

Beim Rundgang über die Messe wurde deutlich, dass sich in der Welt der Numismatik nicht viel verändert hat: Neben den klassischen Weltmünzen-Händlern ist die „Sberatel“ wie auch in den Vorjahren fest im Griff der Null-Euro-Euphorie: Es wurde eigens eine benachbarte Halle freigeräumt, um den Ansturm auf die Null-Euro-Sonderausgaben zur Messe zu bewältigen. Auch in der eigentlichen Messehalle und im Foyer platzierten zahlreiche Händler ihr breites Angebot.

Von einer Übersättigung des Marktes kann, obwohl inzwischen bereits tausende Null-Euro-Souvenirscheine gestaltet wurden, noch keine Rede sein. Im Gegenteil: Die osteuropäischen Sammler sind offenbar empfänglich für die Kreativität der Banknotendesigner, die neben den Null-Euro-Scheinen nun auch verstärkt das Feld der so genannten „Phantasy Notes“ erschließen. Hierbei handelt es sich um Musterbanknoten, die nach dem Vorbild klassischer Geldscheine gestaltet wurden, aber fiktive Währungsangaben, Ausgabeanlässe oder Länderbezeichnungen tragen. Ein 50-Mark-Schein aus der Bundesrepublik mit dem Bildnis von Willy Brandt aus dem Jahr 2019? Eine Bier-Banknote mit einem Nennwert von 12 Prozent? Eine Banknote aus Wales mit dem Bildnis von Lady Diana? Alles, was in der realen Welt undenkbar ist, wird im Sammelgebiet der Phantasiebanknoten möglich gemacht. Und die Scheine üben durch ihre detailverliebte Gestaltung, oft nach dem Vorbild früherer Geldschein-Generationen, eine unheimliche Faszination aus.

Investment gewinnt immer stärker an Bedeutung

Wie bereits in den Vorjahren nimmt das Thema „Investment“ weiter an Bedeutung zu: „Die Messe richtet sich nicht nur an Sammler, sondern an alle, die ihr Geld durch den Kauf von Sammlerstücken aufwerten und vor Inflation schützen wollen“, betonte Messe-Direktor Jindrich Jirasek. Und tatsächlich gab es kaum einen Stand, an dem man nicht Gold oder zumindest Silber kaufen konnte – sowohl in Form von modernen Anlagemünzen wie dem Krügerrand oder dem Wiener Philharmoniker als auch mithilfe von historischen Prägungen, beispielsweise dem „Junk Silber“: Hierbei handelt es sich um ausrangierte Umlauf- oder Gedenkmünzen aus früheren Jahrzehnten in Silber, die wegen ihrer schlechten Erhaltung oder hohen Prägeauflage keinen besonderen Sammlerwert haben und zum reinen Metallwert gehandelt werden.

Auch am Leuchtturm-Stand hatten die Mitarbeiter, die eigens aus Geesthacht angereist waren, alle Hände voll zu tun. Die Nachfrage am Verkaufsstand, der wieder direkt im Eingangsbereich der großen Messehalle prominent platziert war, lag weiter auf Rekordniveau. Dabei standen die Zubehörprodukte für Münzen und Briefmarken gleichermaßen hoch im Kurs. Viele Sammler nutzten die Gelegenheit, ihre Messekäufe noch an Ort und Stelle in ein passendes Behältnis zu packen und so gegen Beschädigungen zu schützen.

Exotische Sammelgebiete von A bis Z

Neben Münzen, Banknoten und Briefmarken gibt es in Prag noch viel mehr zu entdecken - darunter einige Sammelgebiete, die in Deutschland in der Versenkung verschwunden sind: Überraschungseier-Figuren, Telefonkarten oder Mineralien werden auf der „Sberatel“ ganz selbstverständlich neben den neuesten Euro-Münzen oder Null-Euro-Banknoten verkauft. Am zweiten Messetag gesellten sich noch die Schallplattensammler in einer angrenzenden Halle dazu und auch von der parallel stattfindenden Heim-Deko-Messe schnupperten Besucher in die Welt des Sammelns hinein, die womöglich bis zu diesem Zeitpunkt keine Berührungspunkte mit Münzen, Briefmarken und Co. hatten.

Nach zwei Tagen auf der größten Sammlermesse in Mittel- und Osteuropa ist die Ruhe, die in die Messehalle in der Nähe des Prager Flugplatzes Letnany einkehrt, schon fast unangenehm – und man vermisst sofort die liebenswerten tschechischen Sammler, die ganz selbstverständlich bereits am Vormittag mit einem Bier-Becher von Stand zu Stand flanieren und neben dem gemeinsamen Hobby großen Wert auf Geselligkeit legen. Die Tschechen sind ein stolzes Volk, das seine nationale Geschichte und Geographie sowie Kunst und Kultur auch in Form von Münzen und Banknoten sowie Briefmarken und Postkarten feiert und deshalb auf der Sberatel-Messe beim Stöbern und Fachsimpeln eine Leidenschaft an den Tag legt, die Hoffnung macht auf eine glänzende Zukunft für alles rund ums Thema Sammeln.






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