An den so genannten „Münzzeichen“ scheiden sich die Geister – während viele Sammler völlig verrückt nach diesen besonderen Prägezeichen sind und dafür gern einen Aufpreis bezahlen, weil es sich um seltene Varianten handelt, lassen andere die Finger von den Sonderausgaben und begnügen sich mit der Standardausführung. 

Europäische Kommission stellt Spielregeln für Münzzeichen klar

Sind die Tage dieser numismatischen Spezialität auf Zwei-Euro-Gedenkmünzen gezählt? Bereits im Februar 2022 hat die Europäische Kommission eine bahnbrechende Entscheidung getroffen - und darauf hingewiesen, dass ein Münzzeichen auf 2-Euro-Gedenkmünzen nicht zwingend erforderlich ist. Noch wichtiger ist der Nachsatz: „Wenn ein Münzzeichen vorhanden ist, muss es auf allen von der Prägeanstalt hergestellten Varianten der Münze verwendet werden." 

Die Central Bank of Malta hat kurz darauf mitgeteilt, dass die 2-Euro-Gedenkmünzen, die im Jahr 2022 ausgegeben werden, kein Münzzeichen tragen werden. Und tatsächlich sucht man auf den drei Varianten der maltesischen Gedenk-Zweier (sie werden als Umlaufmünzen in Rollen, im Kursmünzensatz und in einer Coincard verkauft) jegliche Münzzeichen vergeblich - nicht einmal der Rabe für den Münzmeister Bert van Ravenswaaij der Koninklijke Nederlandse Munt ist auf den Münzen zu sehen, obwohl sie in Utrecht geprägt wurden. 

Bis zum Jahr 2021 hatten Komplettsammler alle Hände voll zu tun, wenn sie alle Ausgaben aus Malta vollständig besitzen wollten - so wurde beispielsweise die Ausgabe „Tempel von Tarxien“ aus der Reihe „Maltas prähistorische Stätten“ aus dem Jahr 2021 von der Monnaie de Paris geprägt und in drei Varianten ausgegeben: 

1. Die Standardausführung mit einer Auflage von 150.000 Stück wies kein Münzzeichen auf (Bild links).
   
2. Die Coincard-Münzen zeigten sowohl das Füllhorn der Monnaie de Paris als auch das Münzmeisterzeichen von Joaquin Jimenez  (Bild Mitte).
   
3. Die Münzen im Kursmünzensatz mit einer Auflage von nur 11.000 Stück waren an einem „F“ in einem Stern zu erkennen (Bild rechts). 
   

In der Fachwelt brach daraufhin eine regelrechte Diskussion zu möglichen Auswirkungen aus. Die wichtigste Frage: Wie werden andere Länder verfahren? Schnell wurden Schlupflöcher identifiziert - wenn laut der Europäischen Kommission ein Münzzeichen „auf allen von der Prägeanstalt hergestellten Varianten der Münze“ verwendet werden muss, könnten auch künftig verschiedene Varianten hergestellt werden, solange die Aufträge an mehrere Prägestätten vergeben werden.

Findet Luxemburg ein Schlupfloch für seine Sonderprägungen?

Neben Malta hat das numismatische Edikt der Europäischen Kommission mutmaßlich auch Auswirkungen auf ein weiteres Ausgabeland: Luxemburg hat zwischenzeitlich bis zu sechs verschiedene Varianten ihrer Zwei-Euro-Münzen ausgegeben und damit Geldbeutel und Geduld von Sammlern strapaziert. Hinzu kamen die Experimente mit Prägetechnik in jüngerer Zeit, als die Banque Centrale du Luxembourg (BCL) ein und dasselbe Motiv als Reliefprägung und Fotoprägung ausgab. Mit einer bunten Vielfalt an Kombinationen aus Münzzeichen und Prägezeichen war Luxemburg bisher eine Wissenschaft für sich für Euro-Sammler.

Außerdem stellt sich die Frage, was die Europäische Kommission konkret unter einem „Münzzeichen“ versteht. Einerseits werden Erkennungszeichen für die Prägestätte der Münze verwendet, beispielsweise die fünf Prägebuchstaben A, D, F, G, J in Deutschland, der Merkurstab für die Niederlande, Luxemburg und andere oder das Füllhorn für die Monnaie de Paris. Andererseits gibt es so genannte „Münzmeisterzeichen“, beispielsweise für Joaquin Jimenez ein Quadrat oder die Servaasbrücke des Münzmeisters Stephan Satijn sowie andere Symbole für seine Vorgänger. Und Luxemburg setzt auf seinen PP-Münzen ein Ländersymbol in Form des Luxemburger Löwen auf einigen Münzen des Großherzogtums.

Nationalbank verteidigt seine Prägepolitik vehement

Dass Luxemburg seine bisherige Prägepraxis anpasst, darf bezweifelt werden. Bereits im Jahr 2021 haben die Luxemburger auf eine Anfrage der Europäischen Kommission geantwortet und zur Verteidigung ihrer Münzzeichen eine interessante Argumentationslinie entwickelt - demnach tragen die Prägezeichen dazu bei, „die Fälschungssicherheit zu erhöhen, insbesondere indem sie eine einfache Unterscheidung zwischen den verschiedenen Prägequalitäten ermöglichen, die für die verschiedenen Zielgruppen der Münzverwender und -sammler von Bedeutung sind.“ Die BCL weist darauf hin, dass sie die 2-Euro-Gedenkmünzen in drei verschiedenen Prägequalitäten ausgibt: Umlaufprägung, Stempelglanzprägung und Proofprägung.

Zur Unterscheidung der drei verwendeten Prägequalitäten hat die BCL nach eigenen Angaben außerdem beschlossen, dass seit dem Jahr 2017 „extrem kleine“ Münzzeichen zum Einsatz kommen sollen, die sich für jede Prägequalität leicht unterscheiden. Die Münzzeichen sollen so klein gestaltet sein, so dass sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Die BCL stuft die verschiedenen Münzzeichen ausdrücklich nicht als „unterschiedliche Varianten“ oder „unterschiedliche“ Designs ein. 

Nachdem auf den luxemburgischen Zwei-Euro-Münzen des Jahres 2022 entweder der Merkurstab der Niederländischen Münzprägestätte in Verbindung mit dem Raben oder das Füllhorn der Monnaie de Paris in Kombination mit dem Quadrat von Joaquin Jimenez zu sehen waren, bleibt es spannend, welche Prägepolitik die Luxemburger ab diesem Jahr verfolgen. Mit dem 175. Jahrestag der Abgeordnetenkammer und der ersten Verfassung sowie dem 25. Jahrestag der Aufnahme von Großherzog Henri als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees stehen die Themen für das Jahr 2023 bereits fest.