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Tabubruch oder Zukunftsprojekt?

Royal Mint soll künstliche Kryptomünze entwickeln

Die Royal Mint aus Großbritannien gilt für viele Sammler als der Inbegriff von Tradition und Qualität in der Münzprägung. Die Münzprägestätte, die sich inzwischen in Wales befindet, nimmt seit Jahrhunderten das königliche Recht zur Münzprägung wahr und verbreitet das Bildnis ihrer Majestät milliardenfach in aller Welt – allerdings bisher ausschließlich in Form von edlen oder unedlen Metallen sowie auf Banknoten. Nun könnte jedoch auch die neue Welt der Kryptowährungen in die Münzfabrik in dem verschlafenen Örtchen Llantrisant einziehen – denn das Finanzministerium hat die Königliche Münze gebeten, einen so genannten „Non Fungible Token“ (NFT) zu schaffen.

Wie unter anderem der britische „Guardian“ berichtet, will sich Großbritannien offenbar an die Spitze der Entwicklung eines eigenen Kryptoassets setzen. Schatzkanzler Rishi Sunak hat die 1.136 Jahre alte Institution nun offiziell gebeten, den „NFT“ zu entwickeln – hierbei handelt es sich um eine Art einzigartiges digitales Asset, das auf einer Blockchain gespeichert wird – die gleiche Technologie kommt beim Kauf und Verkauf von Kryptowährungen wie Bitcoin zum Einsatz. Und Schatzkanzler Sunak macht Druck: Bis zum Sommer soll der NFT aus der Royal Mint ausgegeben werden: „Diese Entscheidung zeigt den vorausschauenden Ansatz, den wir in Bezug auf Kryptowährungen in Großbritannien verfolgen“, erklärte das Finanzministerium stolz auf dem Kurznachrichtendienst „Twitter“.

Was ist ein NFT?

Bei den sogenannten „NFTs“ handelt es sich um eine vergleichsweise neue Technologie, die in der Öffentlichkeit vor allem mit Bezug zur Kunstszene bekannt ist. Digitale Kunstwerke, Fotos oder Musik, die auf Basis eines nicht kopierbaren Blockchain-Wertes basieren, gewinnen immer mehr Liebhaber. Mithilfe der Blockchain kann das Eigentum an den digitalen Gütern übertragen werden. Es handelt sich also um ein virtuelles Kunstwerk, das nicht ohne Spuren vervielfältigt werden kann. Entsprechende NFTs werden von Sammlern gekauft und verkauft – und einzelne Exemplare haben einen enormen Wertzuwachs erfahren und können im Ausnahmefall einen Wert von mehreren Millionen Euro erreichen. Allerdings stehen die NFTs auch in der Kritik, weil der Markt dafür überschaubar ist und vor allem von Einzelpersonen genutzt wird,  um ihren Geschmack oder ihren Reichtum zur Schau zu stellen oder auf die Preisschwankungen zu spekulieren – und ein Liebhaberpreis ist eben schwer prognostizierbar. In der Kunstszene werden NTFs dagegen als mächtiges und innovatives neues Werkzeug für Künstler, Musiker und Verleger dargestellt.

Mit Spannung werden in der Münzenwelt weitere Informationen dazu erwartet, wie die erste Krypto-Münze der Royal Mint aussehen könnte. Denn in ein NFT können Bilder oder Gegenstände aufgenommen werden. Zudem ist unklar, was die britische Regierung konkret mit dem NFT bezwecken will – soll er wie eine Sammlermünze verkauft werden, um zusätzliche Einnahmen in die Staatskasse zu spülen? Bereits zuvor hatte die britische Regierung erklärt, dass sie verstärkt auf sogenannte „Stablecoins“ setzen wolle – also digitale Vermögenswerte, die in der Regel an eine Fiat-Währung wie das Pfund oder den Dollar gekoppelt sind. Diese Coins sollen in das staatliche Regulierungssystem aufgenommen werden - Emittenten und Dienstleister, die solche Produkte in Großbritannien anbieten, müssten also die von britischen Behörden festgelegten Regeln befolgen.

Mögliche Probleme

Die britische Regierung wird nicht nur aus der Münzensammlerszene mit gemischten Reaktionen rechnen - denn die „Non fungible token“ werden mit einer regelrechten Flut von Betrügereien in Verbindung gebracht und es gibt viele abschreckende Fälle, bei denen Hacker arglose Verbraucher um große Summen gebracht haben. Aus numismatischer Sicht wird man sich zudem die Frage stellen, ob es sich nicht um einen Tabubruch handelt, wenn eine traditionsreiche Prägestätte wie die Royal Mint aus dem Nichts eine Alternativwährung schafft – wobei Kritiker des Papiergeldsystems wohl entgegnen würden, dass auch britische Pfund in Form von Münzen und Banknoten beliebig vermehrbar sind. Eine zusätzliche Absicherung könnte, wie von vielen Experten vorgeschlagen, durch eine Deckung in Form von Gold erfolgen, denn das Edelmetall ist nicht beliebig auf Knopfdruck vermehrbar. So warnen viele Ökonomen bereits jetzt davor, dass die Begeisterung für NFTs wie auch bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen die Merkmale einer Spekulationsblase trägt.

Die britische Regierung lässt sich von dieser Kritik jedoch nicht beirren. Schatzkanzler Rishi Sunak erklärte, er wolle das Vereinigte Königreich durch eine strenge Überwachung des aufstrebenden Sektors zu einem globalen Zentrum für Kryptoasset-Technologie machen: „Wir wollen die Unternehmen von morgen - und die Arbeitsplätze, die sie schaffen - hier in Großbritannien sehen, und durch eine wirksame Regulierung können wir ihnen das Vertrauen geben, das sie brauchen, um langfristig zu denken und zu investieren“, sagte Sunak gegenüber dem „Guardian“.

Dass die NFT-Techologie nicht ignoriert werden sollte, zeigt ein aktuelles Beispiel aus der Ukraine: Das kriegsgebeutelte Land kündigte kürzlich an, NFTs auszugeben, um nach dem russischen Einmarsch das Militär zu finanzieren.



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