Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Schlagzeile wie „Diese Euro-Münze ist 2.000 Euro wert“, „100.000 Euro für seltene Fehlprägung bei eBay“ oder „Diese Schätze finden Sie in Ihrem Geldbeutel“ vergeht. Vor allem Onlinemedien gehen auf Klickfang mit plakativen Überschriften, die suggerieren, dass in den Portemonnaies der Deutschen oder an der Supermarktkasse der ganz große Gewinn wartet. Ganz realitätsfern ist diese Phantasie nicht - allerdings benötigt man viel Glück, um eine echte Euro-Rarität im Umlauf zu ergattern. Und ganz große Gewinne sind schlichtweg nicht möglich.

Es gibt allerdings einzelne Zwei-Euro-Gedenkmünzen, die ursprünglich als Zahlungsmittel in den Umlauf gebracht wurden und die einen Sammlerwert erzielen, der deutlich über dem Nennwert liegt. Prägefrische Exemplare dieser Raritäten können durchaus einen mittleren zweistelligen Preis erzielen und sind bei vielen Händlern inzwischen vergriffen. Sie sind die „schwarzen Flecken“ in den Münzalben vieler Euro-Sammler - und mit Glück im täglichen Zahlungsverkehr anzutreffen. 

Was sind „Key Dates“?

Für seltene Einzelausgaben innerhalb eines Sammelgebietes mit vielen Jahrgängen oder Varianten hat sich in der internationalen Numismatik ein Spezialbegriff eingebürgert: Als „Key Dates“ bezeichnen englischsprachige Sammler die Münzen, die im Hinblick auf ihren Sammlerwert besonders hervorstechen. Meist handelt es sich dabei um besonders seltene Jahrgänge oder Münzzeichen innerhalb eines Sammelgebietes. Das beste Beispiel für eine „Key Date“-Münze aus Deutschland ist das Fünf-Mark-Stück aus dem Jahr 1958 mit dem Münzzeichen „J“. Mit dieser Kombination aus Jahreszahl und Münzzeichen wurden nur 60.000 Stück geprägt. Die Folge: Ein Sammlerwert im mittleren dreistelligen Bereich. Auch in den übrigen klassischen Sammelgebieten wie den Morgan Dollars aus den USA oder den China Pandas gibt es „Key Dates“.

Key-Dates: 2-Euro-Gedenkmünzen

Auch in der Welt der Zwei-Euro-Gedenkmünzen lassen sich einige „Key Dates“ identifizieren, die im Hinblick auf ihren Marktwert aus dem Rahmen fallen: Die Jahrgänge 2005 und 2006 aus Belgien zu Ehren der Belgisch-Luxemburgischen Wirtschaftsunion beziehungsweise dem Atomium in Brüssel sind im Euro-Münzkatalog aus dem Hause Leuchtturm in unzirkulierter Qualität mit 15 Euro pro Stück bewertet. Der Jahrgang 2004 aus Finnland zur EU-Osterweiterung bringt laut Leuchtturm-Katalog sogar 60 Euro. Die Jahrgänge 2008 und 2009 haben aktuell einen Marktwert von circa 10 Euro, der Jahrgang 2019 der Zwei-Euro-Gedenkmünzen aus Finnland bringt 35 Euro. Die Aufzählung ließe sich mit Münzen aus Malta, den Niederlanden, Spanien und Slowenien fortsetzen.

Bei einem Blick auf die Liste der wichtigsten „Key Dates“ aus dem Sammelgebiet der Zwei-Euro-Gedenkmünzen lassen sich die Gründe für die Wertentwicklung leicht ablesen: Bei vielen Münzen handelt es sich um die Erstausgaben der jeweiligen Länder seit der Einführung der Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünzen. Trotz des Booms der Euro-Münzen als Sammelgebiet sind von den ersten Jahrgängen nicht mehr viele Exemplare in makelloser Qualität erhältlich. Die Folge: Ein hoher Liebhaberpreis für die Münzen, die einst in Rollen verbreitet und in den Geldverkehr gegeben wurden. Bei den Erstausgaben aus Belgien und Finnland ist auffällig, dass die Prägeauflage nicht unbedingt als gering einzustufen ist. Hier ist der Charakter der Münzen als Erstausgabe eines beliebten Sammelgebietes ausschlaggebend. 

Geringe Auflage als Ursache für „Key Date“-Münzen

Für die meisten anderen „Key Date“-Münzen spricht jedoch eindeutig die niedrige Auflage. So hat beispielsweise Spanien ab dem Jahr 2017 die Prägezahlen für seine Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünzen radikal reduziert. Während Auflagen im Millionenbereich bis 2016 üblich waren, gibt es von der Ausgabe 2018 zu Ehren der Stadt Santiago de Compostela nur 291.300 Exemplare in unzirkulierter Qualität - und wie viele davon bis heute ohne Makel erhalten sind, ist unklar. Die Folge: Ein Marktwert von 23 Euro laut dem Euro-Katalog aus dem Hause Leuchtturm und eine starke Nachfrage für die Santiago-Münze sowie die Prägung zum 50. Geburtstag von König Felipe, die einen Marktwert von 11 Euro hat.

Ähnlich sieht es bei der Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünze aus Slowenien im Rahmen der Gemeinschaftsausgabe „Römische Verträge“ aus: Eine Auflage von nur 400.000 Stück, während aus Deutschland über 30 Millionen Stück kamen, sorgt für einen Katalogpreis von 40 Euro - die slowenische Gemeinschaftsausgabe ist also die Krönung für jeden Komplettsammler.

Malta: 2-Euro-Münze "Erasmus"

In diesem Jahr können sich Euro-Sammler auf eine weitere „Key Date“-Münze freuen - ob sie diese tatsächlich im Umlauf ergattern können, ist aber fraglich: Nur 82.500 Exemplare sollen von der Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünze aus Malta im Rahmen der Erasmus-Gemeinschaftsausgabe ausgegeben werden. Und auch wenn die Central Bank of Malta bekräftigt, dass eine Ausgabe in den Umlauf vorgesehen ist, lässt die Menge der Vorverkaufsangebote für ganze Rollen in den einschlägigen Online-Auktionen erahnen, dass die meisten Erasmus-Münzen aus Malta längst den Besitzer gewechselt haben. Negativ für den Sammlerwert ist diese Verknappung keinesfalls: Der Katalogpreis in der 2023er-Ausgabe des Leuchtturm-Katalogs ist noch nicht festgelegt, aktuell liegen die Vorverkaufspreise für die Erasmus-Ausgabe aus Malta bei 100 bis 200 Euro.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, eine „Key Date“-Münze tatsächlich im Geldbeutel zu finden, durchaus gering ist, und auch wenn für solche Münzen mit Umlaufspuren ein Abschlag auf den Katalogpreis vorzunehmen ist – in unseren Geldbörsen gibt es immer wieder Überraschungen und die Möglichkeit, im Wechselgeld zusätzliche Stücke fürs Münzalbum zu finden, macht die besondere Faszination des Sammelgebietes „Zwei-Euro-Gedenkmünzen“ aus.

Key Dates: 2-Euro-Gedenkmünzen