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Gefälschte Goldmünzen des Kaiserreichs -

Morgens in der Praxis und abends an der Presse

Unscheinbar stand die Dame einen Tag vor Heiligabend 1959 vor dem Schalterbeamten der Commerzbank in Wilhelmshaven. Sie habe aus einer Erbschaft vier 10-Mark-Reichsgoldmünzen dabei, die sie veräußern wollte. Der Münzenexperte kaufte die Partie für 150 DM an. Er wusste ja, dass er sie noch am selben Tag mit einem guten Gewinn weiterverkaufen würde. Die Dame fuhr erleichtert nach Hause, es war nicht der erste Verkauf in diesem Jahr… Insgesamt 164 Goldmünzen, so stellte ein Gericht später fest, hatte sie seit März an nicht weniger als 32 Banken im ganzen Bundesgebiet verkauft.

Nun wollte sie Weihnachten feiern, zusammen mit ihrem Bruder, der als promovierter Facharzt eine Praxis für Augenheilkunde leitete. Als sie dessen Haus in Bonn am Abend erreichte, hörte sie schon die 20.000 DM teure Elektroerosionsmaschine. Karl-Heinz Schmidt befand sich mitten im Herstellungsprozess weiterer Goldmünzen. Weihnachten fiel aus, auch für die Polizisten, die im Niedrigwasser des Rheins von Passanten auf technische Geräte aufmerksam gemacht wurden. Schnell kam man dem Geschwisterpaar auf die Spur, die man aufgrund mehrerer Anzeigen von Banken, denen die Nachahmungen bei genauerer Betrachtung dann doch noch aufgefallen waren, bereits im Fokus hatte.

Der Fälschungsprozess

Das war alles andere als leicht, da sich der Mediziner streng an das vorgegebene Gewicht, das Mischungsverhältnis der Legierung sowie die Maße hielt. Erst mischte er die reinen Metalle im richtigen Verhältnis, dann schmolz und vermengte er alles zu einer homogenen Masse. Anschließend walzte er die Masse, bis die gewünschte Dicke erreicht war. Laut Augenzeugenberichten war dem findigen Junggesellen der genaue Verfahrensablauf zunächst unbekannt. In mühevoller Kleinarbeit verfeinerte er sein Können aber stetig. Selbst erfahrene Münzen-Experten bemerkten oftmals nicht, dass diese Münzen keine Originale waren. Und trotzdem kam man dem einfallsreichen Geschwisterpaar auf die Spur.

Was folgte, waren Anzeigen, Vernehmungen, Prozesse, ja sogar Gesetzesänderungen und auch Urteile, die letztendlich wegen „Vergehen gegen die Medaillen-Verordnung“ zu Geld- und Haftstrafen auf Bewährung führten. Der Staat wollte bzw. sollte auf Druck von Banken und Handel dieses Treiben mit aller Macht unterbinden: Die Geldwert-Stabilisatoren der Bundesbank fürchteten sogar, die kaiserlichen Zahlungsmittel könnten sich bei ständiger Vermehrung in künftigen Notzeiten zu einer zweiten Währung mausern und mithin das Ansehen der Mark untergraben…

Auf zu Runde 2

Doch die Geschwister fanden neue Wege, die schmidtsche Prägekunst weiterzubetreiben und veräußerten nun offiziell als „I. Hausmann & Co.“ Goldstücke aus der Wilhelm-Ära mit dem Aufdruck 5 Mark, 10 Mark und 20 Mark. Für seine Werkstatt beschaffte er nun eine sieben Tonnen schwere Presse, die in der Minute 110 Münzen zu prägen vermochte. Schmidt: „Morgens bin ich in der Praxis und abends an der Presse.“ In seiner Werbung strich Schmidt besonders heraus, dass seine Dukaten von den echten Münzen praktisch nicht zu unterscheiden seien.

Die juristischen Auseinandersetzungen gingen daher weiter. Doch Schmidt konnte nachweisen, dass ein großer Teil der von den Banken als echt angebotenen Goldmünzen ebenfalls Nachahmungen waren. So waren italienische Nachprägungen bereits Jahre zuvor in der Bundesrepublik in Umlauf und wurden von den Banken zum offiziellen Preis an die Kunden veräußert.

Dr. Schmidt dürfte im Laufe seiner Schaffenszeit mehrere hunderttausend Goldstücke hergestellt haben, von denen der größte Teil sich vermutlich noch heute in mancher Sammlung befindet. Erst am 1. Januar 1975 trat ein entsprechendes Gesetz in Kraft. Seitdem stehen alle ab dem Jahre 1850 geprägten Münzen unter Schutz. Und mit der Prägung der ersten südafrikanischen Krügerrand-Münzen in den späten 1960er Jahren begann das Zeitalter der Bullionmünzen. Diese ermöglichten weltweit den Kauf von gemünztem Gold nahe des Spotpreises.



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